Die Chronik der Ortschaft
Geschichte ist etwas Spannendes, denn einmal hört sie nie auf und zum anderen kann sie immer wieder neu entdeckt werden.
Seit einigen Jahr stehen den interessierten Betrachtern die ersten Chronikseiten zur Ansicht bereit: Zunächst ist es die Geschichte unseres Ortes bis zum Dreißigjährigen Krieg. Nach und nach wird die neuere Geschichte hinzukommen; das braucht alles seine Zeit, damit es ordentlich wird. Schauen Sie am besten immer wieder einmal vorbei. Und wenn Sie vielleicht Hinweise oder Fragen haben - nur zu, wir freuen uns darüber.
Die Chronik "Kriegsschicksale aus Domersleben (1939-1945)" wurde am 16. November 2008 in unserer Heimatstube der Öffentlichkeit übergeben.
Und nun: viel Spaß beim Stöbern!
Georg Merbt
Domersleben "in grauer Vorzeit" Bodenfunde (Gefäßscherben, Münzen, Gräber) belegen, dass in und um Domersleben Menschen bereits vor 4500 Jahren sesshaft waren. Der Glockenbecher wurde aus einem etwa 4000 Jahre alten Grab (Hemsdorfer Weg) geborgen. |
Klinge eines Steinbeils; gefunden im Sool |
Domersleben um 500 n. Chr. Man geht heute davon aus, dass alle Ortschaften, die im Namen die Endung "-leben" tragen, von den ehemals aus Jütland eingewanderten Warnen gegründet worden sind. Sie hatten sich zunächst im Norden aufgehalten (die Namen Warnow und Warnemünde zeugen heute noch davon) und zogen dann um 375 n. Chr. südlich bis hinein nach Thüringen. Etwa um 500 war diese Entwicklung abgeschlossen; demnach besteht unser Ort also bereits seit mindestens 1500 Jahren. |
Domersleben bis 1056 Aus der Zeit nach der Völkerwanderung bis zur ersten Jahrtausendwende existieren keine Zeugnisse von Domersleben. Sicher ist, dass die Menschen hier vor allem Landwirtschaft betrieben, denn der fruchtbare Boden brachte schon immer gute Erträge. Sicherlich hielt man es auch nicht für nötig, von dieser "gewöhnlichen" Arbeit besondere Aufzeichnungen anzufertigen. Der Name eines Ortes in unserer Gegend gelangte nur in ein Dokument, wenn eine Schenkung oder ein Gebietstausch beurkundet werden mussten. Eine Urkunde aus dem Jahre 1022 mit dem Namenszusatz "von Domersleben" ist dagegen vorhanden: Ennihildis von Domersleben, die Schwester des Magdeburger Erzbischofs Gero, wird darin im Zusammenhang mit Bauarbeiten am Kloster Hillersleben erwähnt. Jedoch gelten für die heutige Geschichtsforschung solche Namenszusätze nicht als Beleg für die Existenz einer Ortschaft. Die älteste urkundliche Erwähnung Domerslebens stammt vom 6. Februar 1056: "Kaiser Heinrich (III.) übereignet dem Pfalzgrafen Teto von Sommerschenburg ein im Dorfe Dominisleib ( ) gelegenes königliches Gut..." (Ersterwähnungsurkunde) |
Domersleben bis 1100 Im 11. Jahrhundert hat unser Ort aus zwei Teildörfern bestanden, jeder dieser Teile besaß eine eigene Kirche. In den darauf folgenden Jahrhunderten sind diese Teile dann allmählich zu einem großen Ortskern zusammengewachsen. Adlige Herren Im 11./12. Jahrhundert lebten hier folgende adlige Herren: Bernhard von Domersleben: er fiel 1056 bei Havelberg im Kampf gegen die Wenden Folcmar: Sohn Bernhards; er nahm am Sachsenaufstand gegen Kaiser Heinrich IV. teil und fiel 1075 in der Schlacht an der Unstrut Bernhard: Sohn Folcmars; trat ins Kloster Berge ein. Er verstarb 1117 und vererbte dem Kloster seine Besitzrechte an Domersleben |
Domersleben im 13. Jahrhundert Die ältesten erhaltenen Zeugen sind die sieben Steinkreuze in der Mauer zum alten Kirchhof. Eines von ihnen trägt die Inschrift "Cordt von Domensleve" sowie ein Wappen in der Mitte. Wir wissen heute, dass Conrad (Cordt) von Domersleben im 13. Jahrhundert lebte und mehrfach in Urkunden des Klosters Berge erwähnt wurde (zwischen 1230 und 1240). |
Das Radkreuz mit einiger Sicherheit das älteste könnte einmal das Giebelkreuz der alten Kirche "St. Peter und Paul" gewesen sein. |
An manchen Kreuzen finden sich deutlich sichtbar eingegrabene Längsrillen, welche uns Hinweise auf alte Bräuche geben. So sollte das abgekratzte Steinmehl gegen Krankheiten helfen. Nach anderen Quellen wurden hier Metallklingen geschärft. |
Domersleben bis 1350 Von 1347 bis 1351 brach die Pest über Europa herein. Man schätzt, dass rund ein Drittel der damaligen europäischen Bevölkerung, also 20 bis 25 Millionen Menschen, der Pest zum Opfer fiel. Auch Domersleben blieb von dieser Katastrophe nicht verschont. Die Toten konnten schließlich nicht mehr einzeln beigesetzt werden, sondern wurden in großer Zahl in eilig ausgehobene "Pestgruben" geworfen. In solchen Gruben finden sich noch heute zahlreiche Gebeine von Menschen der unterschiedlichsten Lebensalter, also vom Kind bis zum Greis. Das Bild zeigt Schädel aus solch einer Domersleber "Pestgrube", welche in den 1970-er Jahren bei Bauarbeiten zufällig entdeckt wurde. |
Domersleben um 1500 Der von Martin Merbt nachempfundene zeitgenössische Stich eines Matthäus Merian zeigt Domersleben um das Jahr 1500. Die beiden Dorfkerne waren zu dieser Zeit bereits zusammengewachsen; die Kirche Sankt Nicolai existierte aber damals noch. |
Der südliche und der nördliche Teil Domerslebens waren bis 1500 zu einem Gemeinwesen verschmolzen. Als "Tore" bezeichnete man enge Durchfahrten, die man über Nacht mit großen Wagen zustellen konnte, um sich etwa gegen Angreifer besser schützen zu können. |
Domersleben im Dreißigjährigen Krieg Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) war für unser Volk sicherlich eine der größten Katastrophen innerhalb der vergangenen Jahrhunderte. Auch Domersleben hatte wiederholt darunter zu leiden; Felder und umliegende Ortschaften wurden verwüstet; auch hat damals ein Gefecht zwischen schwedischen und kaiserlichen Truppen in und um Domersleben stattgefunden (1641); dabei wurden Pfarre und Schule zerstört. Die in der Nähe des Ortes gefundene Kanonenkugel stammt möglicherweise von diesem Gefecht. |
Das an der Sakristei unserer Kirche eingelassene Grabepitaph zeigt einen Pfarrer, der in dieser schweren Zeit in Domersleben seinen Dienst tat: Dr. Johannes Schulze. Er hatte hier das Pfarramt von 1640 bis 1679 inne. Seit dem Kirchenneubau um 1750 also seit fast 260 Jahren befindet sich die Sandsteinplatte bereits in dieser Wand. |
Das 20. Jahrhundert - Streiflichter 1978 - 1996 Im Oktober 1978 feierte unser Ortschronist Hermann Merbt (1898-1988) seinen 80. Geburtstag. Auf dem Bild ist er mit der damaligen Bürgermeisterin Christa Bunke zu sehen. |
1982 wurde die Mitschurinstraße - heute Martin-Selber-Straße - teilweise betoniert. Damals war noch grobe Handarbeit für ganze Kerle gefragt: Mit einer gewaltigen Eisenschiene wurde der Beton abgezogen. Das Ergebnis war die modernste Straßenpiste des ganzen Dorfes. |
1986 wurde in der heutigen Straße, Krugberg, ein Mehrfamilienhaus errichtet; hier entstanden moderne Wohnungen - vorrangig für in der Landwirtschaft tätige Einwohner. Im gleichen Jahr konnte noch Richtfest gefeiert werden. |
Nach einer frostigen Winterperiode gab es im Februar 1987 Tauwetter mit Regen, wodurch die Seewiese für einige Tage überschwemmte. |
Sogar ein junger Schwan hatte sich auf dem Wasser eingefunden. Fast sah alles nach einem richtigen See aus. Die Wassertiefe betrug jedoch nur wenige Zentimeter. |
1996 - letzte Buchpremiere Im Oktober 1996 hatte das Buch "Die Abenteuer des braven Bürgers Drente" in der Wanzleber Buchhandlung Premiere. Autor Martin Selber (1924-2006) stellte sein Werk vor und signierte auch etliche seiner Bücher. |
1996 - Nach starken Regenfällen gab es im Frühjahr 1996 eine erneute Überschwemmung der Seewiese |
Unsere jüngste Geschichte Die ersten Betrachter beim Studium der Chronik "Domersleber Kriegsschicksale 1933-1945" Gerhard Abel (Jg. 1941), dessen Vater im Januar 1942 gefallen ist; neben ihm stehend Hans-Georg Thiele (Jg. 1920), selbst aktiver Weltkriegsteilnehmer. |
Am 6. November 2009 fand die inzwischen 15. Pflanzung von jungen Bäumchen mit den Erstklässlern unserer Grundschule statt. Vor der Aktion gab es ein paar einleitende Worte sowie ein passendes Herbstlied. |