Sehenswertes und Geschichte des Ortsteils Wanzleben
Sehenswertes
Steinerne Zeugen der Wanzleber Geschichte sind:
- Ev. Pfarrkirche "St. Jakobi"
- die Burganlage mit Resten der Stadtmauer und Park
- das historische Rathaus mit Marktplatz
- Kath. Kirche "St. Bonifatius"
- 2 spätgotische Warten
- Denkmal "Wanzleber Pflug" und weitere historische Bauten und Denkmale
Stadtgeschichte
889 erstmalig urkundlich erwähnt, war Wanzleben ein Haufendorf, bis ihm 1376 vom Magdeburger Erzbischof das Stadtrecht zugesprochen wurde. Eine Stadtmauer wurde errichtet. Der Einfluss des erzbischöflichen Landesherren auf die städtischen Belange blieb lange Zeit bestehen. Somit ist die Stadtentwicklung eng mit der Geschichte der Burg Wanzleben verknüpft, deren Historie bis in das 9. Jahrhundert zurückreicht.
Wanzleben ist Station am neuen Jakobsweg von der Elbe zum Rhein
Der zum Grabe des Apostels Jakobus nach Santiago de Compostela in Spanien führende Jakobsweg erlebt als europäischer Fernpilgerweg heute nicht nur in Spanien sondern auch hierzulande wieder eine steigende Beliebtheit und wird von vielen Menschen bereist. Eine neue Route des Jakobsweges zwischen Magdeburg und Köln/Bonn verlängert die europäischen Jakobstraßen jetzt bis nach Magdeburg und stellt ein weiteres wichtiges Verbindungsstück zu der von Polen über Berlin geplanten Wegroute dar.Das Land Sachsen-Anhalt hat eine Karte mit den Wegen in diesem Bundesland herausgeben und ein neuer Reiseführer der Reihe Wege der Jakobspilger beschreibt in Band 1 in einem Stadtportrait auch Wanzleben als Etappenpunkt auf einem interessanten Abschnitt dieses alten Fernpilgerweges. Die neue Jakobspilgerroute folgt alten Kaiser- und Handelsstraßen, die in einer Linie von Ost nach West die alten Handelstädte Magdeburg, Halberstadt, Goslar, Paderborn, Köln und Bonn miteinander verbindet. In der Magdeburger Börde werden berühmte Bördeorte wie die Halberstadt, Wanzleben, Hadmersleben, Huysburg und Osterwiek von der Wegroute und als Jakobpilgerstationen Verbindungen zu den Jakobspilgern hergestellt.
Der Weg der Pilger durch die Börde nach Wanzleben
Wer sich auf dem Wegabschnitt von Magdeburg nach Goslar auf Spurensuche begibt, wird Überraschendes entdecken. Hinter den Toren Magdeburgs betraten die Pilger die Magdeburger Börde. Durch diese schon seit je her zu Zwecken des Ackerbaus genutzte fruchtbare Niederung führte der Weg der Pilger, wo seit je her hauptsächlich Getreide, Raps, Zuckerrüben, Gemüse und Obst angebaut werden. Der nächste Etappenort, den die Jakobspilger von heute ansteuern ist das 15 km von Magdeburg entfernte Wanzleben. Steinerne Zeugen der Geschichte der Stadt sind die Burg, der Torturm, das Rathaus mit Marktplatz, ein Bürgerhaus am Marktplatz und die Evangelische Stadtkirche St. Jacobi. Schon seit dem 8. Jh. besitzt der Ort als kirchlicher Sprengel eine Kirche, die dem hl. Jakobus gewidmet ist. Die Pfarrkirche St. Jacobi ist eine dreischiffige Hallenkirche mit einem romanischen Kern und spätgotischen Anbauten. In der Stadt gab es auch ein Hospital St. Nicolai, das zur Aufnahme der Pilger gedient haben könnte. 1650 wurde eine soziale Einrichtung gestiftet, um alten und kranken Menschen eine sichere Bleibe zu geben; es bestand bis zum Jahre 1954 unter dem Leitsatz Zur Ruhe der Alten und zur Pflege der Armen. Die Hospitalkirche stand an der Ecke Hospitalstraße/Hohe Straße und wurde 1887 mit dem alten Hospital abgerissen. Die Herren von Wanzleben waren über 14 Generationen bis zum Jahre 1373 Lehnsherren oder Vögte des Klosters des klösterlichen Besitzes, der dann auf nicht legalem Wege in den Besitz des Erzbischofs von Magdeburg gelangte. Die Burg wird zum Schloss Wanzleben umgebaut, das als Sitz des Verwaltungszentrums sechs Dörfer und die Stadt kontrolliert. 1376 erfolgt durch Erzbischof Peter Bruma Erhebung zur Stadt. Wanzleben hatte eine günstige verkehrspolitische Lage, die noch heute erkennbar ist: Mitten durch die Stadt führen im 17. Jh. der Heerweg und die Poststraßen von Magdeburg nach Halberstadt sowie von Berlin über Magdeburg nach Cleve. Am Schloßtor lag der Butenkrug, der zum Schloss gehörte und vielen Reisenden als Herberge gedient hat.
Der Weg hinter Wanzleben
Als nächsten größeren Etappenort hinter Wanzleben steuern die Pilger auf der schnurgeraden Landstraße den ehem. Klosterort Hadmersleben an, dessen doppeltürmige Turmfront der ehem. Benediktinerinnen-Klosterkirche St. Peter und Stephan, (heute St. Peter und Paul) sie schon von weitem in der Bördeebene als Orientierungspunkt erkennen können. Die alte romanische Unterkirche war in der ebenen Landschaft der Magdeburger Börde für Fußpilger ein weithin sichtbarer Orientierungspunkt und kommt als Pilgerstation in Betracht. Das Nonnenkloster wird 961 von dem frommen Bischof Bernhard von Halberstadt gegründet. Während des 30jährigen Krieges erleidet die Kirche Zerstörungen, die 1679-1717 beseitigt werden. Die Innenausstattung mit drei Barockaltären, Kanzel und Chorgestühl stammt aus dieser Zeit. Der prächtige Hochaltar mit acht lebensgroßen Holzfiguren hat die Auferstehung Christi zum Thema. Dargestellt sind auch die Titularheiligen des Bistums Halberstadt (hl. Johannes) und des Bistums Magdeburg (hl. Mauritius). Die Figuren wurden 1696-1698 von einer Nonne des Klosters geschnitzt. Ein gotisches Sakramentshäuschen und ein gotischer Schnitzaltar mit dem Pilgerheiligen Jakobus verweisen auf die Zeit des Mittelalters, als besonders viele Jakobspilger unterwegs waren.
Der neue Fernwanderweg von der Elbe zum Rhein kann als ein Symbol der Verbindung der alten mit den neuen Bundesländern und des Aufeinanderzugehens verstanden werden. Das Wandern auf den Jakobswegen führt aber auch die Menschen in ganz Europa zusammen. Wenn die Pilger von Magdeburg bei Goslar den Harzrand erreicht haben, liegt die erste Bewährungsprobe für Hitze und Anstrengung in der baumlosen Börde hinter ihnen. Bis zum Jakobsgrab nach Santiago de Compostela sind es von hier freilich noch rund 3000 km. Aber wie heißt doch das alte Sprichwort: Die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt. Und der ist hier längst getan.
Walter Töpner, Wege der Jakobspilger- Band 1 -Magdeburger Börde, Harz, Solling, Sauerland, Rheinland (Band 1), Paulinus Verlag, Maximineracht 11c; 54295 Trier